Schuppenflechte behandeln München
Immunsystem und Autoimmunerkrankungen
Schuppenflechte. Das Immunsystem verfügt über sehr starke Abwehrmechanismen gegenüber verschiedensten Erregern. Wenn sich diese Mechanismen gegen den Mensch selbst richten, können schwere Gewebeschäden entstehen. Dieses Prinzip hat bereits Paul Ehrlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts erforscht und formuliert – das horror autotoxicus. Die Antwort des Immunsystems ähnelt dem normalen Prozess, indem Antigene aktiviert werden. Antigene sind artfremde Eiweißstoffe, der im Körper die Bildung von Antikörpern bewirkt. Im Falle einer Autoimmunität durch körpereigene Antigene oder Autoantigene. Des weiteren autoreaktive Zellen und Antikörper (Autoantikörper), die dann gegen körpereigenes Gewebe gerichtet sind.
Mechanismen als Schutz gegen Autoimmunität
Betroffen sind ca. 5% der Bevölkerung in den westlichen Ländern, aber jedoch mit zunehmender Häufigkeit. Daher verwundert es nicht, dass Autoimmunerkrankungen auch immer häufiger bei uns in München in der Praxis vorstellig werden. Wie erfolgt nun im Immunsystem die Erkennung von fremdartigen? Im Immunsystem werden verschiedenste Signale genutzt, um die körpereigenen Stoffe von den Fremden zu unterscheiden. Dazu gehört die Erkennung von Antigenen, Toleranz fördernde Signale von Zellen und die Bindung von Stoffen, die an ein Zielprotein binden und damit verhindern, dass entzündungsfördernde Proteine (inflammatorische Zytokine) ausgeschüttet werden. Die gibt es übrigens auch als anti-inflammatorische Zytokine, die entzündungshemmend wirken. In der Peripherie unterdrücken sogenannte regulierende T-Zellen die zu starken autoreaktiven Immunzellen. All diese Mechanismen sorgen für einen Schutz gegen die Autoimmunität, bzw. tragen dazu bei, Reaktionen gegen körpereigenes Gewebe zu verhindern. Gleichzeitig sind all diese Prozesse fehleranfällig. Eine gewisse Menge an autoreaktiven Immunzellen (Lymphozyten – dazu gleich mehr) sind bei allen Menschen vorhanden, sie sind für das normale Funktionieren des Immunsystems sogar notwendig. Erst wenn der Schutz auf mehreren Ebenen versagt, kommt es zu einer Autoimmunerkrankung.
Selbsttoleranz bei der Psoriasis
Unangemessene adaptive (also nicht das angeborene, sondern das sich anpassende) Immunsystem werden durch Antigene aus der Umwelt ausgelöst. Die Reaktion auf körpereigene Antigene, die zu Schädigung von Gewebe und Erkrankungen führen, bezeichnet man als Autoimmunität. Bei der Entwicklung von Immunzellen, wie den Lymphozyten in den zentralen lymphatischen Organen, entstehen teilweise Lymphozyten, die eine Vorliebe für körpereigene Antigene besitzen. Lymphozyten sind eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen, der Leukozyten. Es zählen dazu die B-Lymphozyten (B-Zellen), die T-Lymphozyten (T-Zellen) und die Natürlichen Killerzellen (NK-Zellen). Gebildet werden die Lymphozyten in den Lymphknoten, der Milz, dem Thymus und dem Knochenmark. Normalerweise werden diese Arten der autoreaktiven Lymphozyten entfernt oder unter Kontrolle gehalten, man spricht von der Selbst-Toleranz. Wenn diese Selbst-Toleranz Mechanismen versagen, greifen diese Zellen körpereigenes Gewebe an und man spricht von einer Autoimmunität. Zu den Erkrankungen gehört zum Beispiel die Psoriasis bzw. Schuppenflechte, bei der die autoreaktiven T-Zellen gegen Antigene der Haut reagieren. Folge sind Entzündungen der Haut mit Bildung schuppiger Plaques. Weitere damit assoziierte Hauterkrankungen sind der systemische Lupus erythematodes, bei dem Autoantikörper und autoreaktive T-Zellen gegen die DNA, Chromaproteine und ubiquitäre Ribonucleoproteinantigene gerichtet sind. Die Folgen sind neben Nierenentzündungen, Gefäßentzündungen und Hautausschläge. Autoimmunerkrankungen sind demnach mit dem teilweisen Versagen der Selbst-Toleranz verknüpft.
Immunbalance und Psoriasis
Schauen wir uns die T-Lymphozyten noch einmal genauer an, da sie bei Autoimmunerkrankungen eine wichtige Rolle spielen. Es gibt zwei zentrale Gruppen von T-Zellen: die CD4+ (= Helferzellen) und die CD8+ (= regulatorische Zellen). Die regulatorischen Zellen haben wir oben schon einmal gehört, sie regulieren zu stark autoreaktive aktivierte Lymphozyten in der Peripherie. CD steht übrigens für “Cluster of Differentiation”. Dies bedeutet, dass die Zelle das bestimmte Merkmal CD4+ und die andere CD8+ trägt. Sie unterscheiden sich im „Rezeptor“, der für die Antigenpräsentation und Antigenerkennung verantwortlich ist. Stellen Sie sich einfach ein Schlüssel-Schloss-Prinzip vor, bei dem CD4+ den Schlosstyp II trägt und CD8+ Typ I. Die CD4+ Zellen bilden sich im Rahmen einer Immunantwort zu bestimmten Zellen aus, dazu gehören TH1, TH2 und TH17 (T-Helfer-Zellen, CD4+). Diese Helferzellen kontrollieren verschiedene Arten von Infektionen mit verschiedenen Reaktionsarten. Eine TH1-Reaktionslage ist überwiegend bei der Abwehr bakterieller oder viraler Infekte vorhanden. TH2 tritt mehr bei allergischen Erkrankungen und parasitären Infektionen auf. Kleiner Einschub: die T-Helfer-Zellen übergeben die aufgenommene Information des Erregers an die B-Zellen, die dann die Antikörper (das Werkzeug gegen den eingedrungenen Feind) produzieren. Verschiedene Autoimmunerkrankungen werden durch unterschiedliche T-Zellen hervorgerufen. Die Psoriasis wird unter anderem durch die TH17 Zellen verursacht, die für die extrazelluläre Immunität verantwortlich sind. Konkret für die Vernichtung von extrazellulären Erregern (außerhalb der Zelle), wie Bakterien und Pilzen. Die Antigene bei der Psoriasis, die Hautantigene sind jedoch unbekannt. Im Körper besteht normalerweise in Gleichgewicht von Th1- und Th2-Zellen. Wird die eine Seite hochgeregelt, wird die andere automatisch heruntergeregelt. Man spricht von einem Switch oder Shift. Bei der Psoriasis (Schuppenflechte) liegt häufig eine Th1 Dominanz bzw. Th2 Mangel vor. Bei dem atopischen Ekzem (Neurodermitis) hingegen findet man häufig eine Dominanz der TH2 Zellen.
Zusammenfassung und Ursachen von Autoimmunerkrankungen
Autoimmunerkrankungen ähneln demnach der normalen Immunantwort, die gegen Krankheitserreger gerichtet ist. Sie werden durch autoreaktive Lymphozyten, deren entzündlichen Signale (Zytokine) und Autoantikörper hervorgerufen. Diese greifen dann fälschlicherweise körpereigenes Gewebe an. Auch bei einigen Hauterkrankungen spielt das Immunsystem eine größere Rolle und sollte im Rahmen der Diagnostik und der Therapie mit einbezogen werden. Anhand der Ursachen lässt sich der diagnostisch sinnvolle Weg aufzeigen.
Autoimmunerkrankungen haben eine stark genetisch bedingte Komponente. Die Gene, die das Schloss (den Rezeptor) festlegen, haben hierbei große Bedeutung. Gene haben verschiedene Ausprägungsformen, die Allele. Bei der Psoriasis besteht beispielsweise ein Zusammenhang zum „Rezeptor“ Allel CW6. Die oben erwähnte Verteilung der Th1-Th2-Th17-Zellen spielt ebenfalls eine Rolle. Weitere Ursachen liegen in äußeren Faktoren. Anscheinend nimmt die Häufigkeit von Autoimmunerkrankungen von Norden nach Süden ab. Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass dies teilweise mit dem Vitamin-D-Spiegel zusammenhängt. Vitamin-D spielt bei einer Reihe von Prozessen im Immunsystem eine Rolle, zum Beispiel bei der Unterdrückung der Entwicklung von Th17-Zellen. Sie erinnern sich, Th17-Zellen spielen bei der Entstehung von Psoriasis eine Rolle. Auch das Mikrobiom und dessen Einfluss auf die Entwicklung von Autoimmunerkrankungen rückt zunehmend in den Fokus. Als Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Probiotische Medizin konnte ich dieses Jahr bei den Deutschen Mikrobiomtagen in Berlin interessante Zusammenhänge von unserer Bakterienbesiedelung und verschiedenen Erkrankungen erfahren. Hier war die Neurodermitis Teil von aktuellen Studien im Zusammenhang mit dem Mikrobiom (Darmflora). Auch Infektionen können zu einer Autoimmunerkrankung führen, indem durch Entzündung Gewebe zerstört wird und mehr körpereigene Antigene auftreten und damit autoreaktive Lymphozyten aktiviert werden. Letztlich können Umweltgifte, Toxine und leider auch der Zufall eine Rolle spielen. Zu den Toxinen/Wirkstoffen gehören bestimmte Medikamente und auch Schwermetalle (Gold, Quecksilber), wobei hier noch unklar ist in welchem Maße diese Autoimmunität hervorrufen.
Diagnostik und Therapie in München
Entsprechend gestaltet sich die Diagnostik und die Therapie bei uns in München. Bei Psoriasis erscheinen folgende Untersuchungen sinnvoll. Analyse des Mikrobioms, Th1 – Th2 – Th17 Gleichgewicht, zum Teil auch die Lymphozytenpopulation, der Vitamin D Spiegel und allgemeine Blutwerte zur Funktionsweise der Leber, der Bauchspeicheldrüse sowie der Niere. Auch allergische Immunprozesse oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten können relevant sein. Die Therapie richtet sich bei uns in der Praxis in München nach den Ergebnissen der Laboruntersuchungen und wird individuell aufgestellt.
Quellen:
Th1-Th2 Immunbalance Artikel – Uni Salzburg
Probiotika und ihr Einfluss auf die Th1/Th2 Antwort, Aktuelle Ernährungsmedizin 2007; 32 – P2_9
T-Zellen: T-Zell-vermittelte Immunität, T-Zellregulation, T-Zellentwicklung
Th1-Th2 Immunbalance – Monika Raulf-Heimsoth, BGFA – Expneu.de/Lehre/Biochemie/Vorlesung 13.05.09
Immunologie, Janeway, Kenneth MurphyCasey Weaver
Die Haut: SIE ATMET. SIE FÜHLT. SIE SCHÜTZT.