Viele Probleme mit der Haut können durch den Verzehr von bestimmten Lebensmitteln entstehen oder verschlimmert werden. Dennoch sollte diese Tatsache nicht dazu führen, dass man sich zu sehr verrückt macht. Sinnvoller ist es zu klären, ob es sich zunächst um eine Allergie oder einer Unverträglichkeit (Intoleranz) handelt. Gerade bei Menschen mit chronischer Nesselsucht, Allergien und chronischen Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Psoriasis kann eine Überprüfung hinsichtlich Lebensmittelunverträglichkeiten sinnvoll sein.
Atemtest bei Unverträglichkeiten (Intoleranzen)
Bei den Nahrungsmittelunverträglichkeiten stehen Laktose, Fruktose, Sorbit, Histamin, Gluten und Weizen sicherlich an erster Stelle. Die Unverträglichkeit basiert weniger auf einer Reaktion des Immunsystems, sondern auf einem Mangel/Defekt an bestimmten Proteinen, wie Enzyme oder Transporter. Die fehlenden Enzyme lösen allergieähnliche Symptome aus. Das heißt auch, dass die Beschwerden oftmals dosisabhängig sind und durch Reduktion der unverträglichen Substanz Besserung möglich ist. Typischerweise reagiert der Magen-Darm-Trakt mit Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Koliken. Die Haut zeigt uns mit unreiner Haut, Nesselsucht (Urtika) oder anschwellen von Haut/Schleimhäuten, dass etwas nicht stimmt. Die Diagnostik kann zum Teil über sogenannte Atemtests erfolgen und/oder in einer Blut- und Stuhlanalyse festgestellt werden.
Ein Wort zur Glutenunverträglichkeit
Hier vielleicht ein Wort zu der mittlerweile so oft belächelten Glutensensitivität oder der Glutenunverträglichkeit der Zöliakie, die einen absoluten Glutenverzicht erfordert. Die moderne Züchtung des Hochleistungsweizen hat dazu geführt, das moderne Weizenzüchtungen etwa zwei- bis dreimal so viele sogenannte Amylase-Trypsin-Inhibitoren wie ältere Sorten beinhalten. Wer das noch einmal genau nachlesen will, sucht am besten nach Professor Detlef Schuppan. Der Biochemiker und Gastroenterologe leitet das Institut für Translationale Immunologie an der Universität Mainz und forscht an der US-amerikanischen Harvard Medical School. Die Inhibitoren stehen im Verdacht eine Rolle bei Immunerkrankungen und Autoimmunerkrankungen zu spielen. Außerdem verstärken sie Entzündungsreaktionen, was bei Menschen mit chronischen Entzündungen zu Symptomen führt. Warum erzähle ich das? Ihr Vorhandensein ist ganz stark an den Glutengehalt gekoppelt, d.h. moderner Weizen enthält zwei- bis dreimal so viel Gluten wie die älteren Sorten. Das mehr Menschen als früher reagieren, liegt nicht an den „Einbildungen“ der Menschen, sondern schlicht und einfach an den genveränderten Weizensorten, die auf Hochleistung getrimmt wurden.
Echte Allergien auf Nahrungsmittel sind eher selten
Bei Nahrungsmittelallergien handelt es sich im Grund genommen um eine außerordentliche Reaktion des Immunsystems, es wird Histamin in großen Mengen ausgeschüttet und damit die Haut, die Lunge und den Magen-Darm-Trakt gereizt. Die echten Nahrungsmittelallergien basieren auf einer Reaktion des Immunsystems mit sogenannten Antigen-Antikörper-Reaktionen. Antigene sind fremde Eiweiße, gegen die das Immunsystem Antikörper bildet. Es handelt sich dabei nicht um ein Gen im herkömmlichen Sinne. Das Wort Antigen leitet sich nicht von Genetics ab, sondern vom englischen antibody generating (= Antikörper erzeugend). In bestimmten Fällen (z. B. bei Autoimmunkrankheiten) besteht der Immunkomplex auch aus Autoantigen und Autoantikörper (z. B. bei Lupus erythematodes). Antikörper (Synonym: Immunoglobulin) sind Plasmaproteine aus der Gruppe der globulären Proteine, die in Reaktion auf das Vorhandensein von Antigenen vom Immunsystem, genauer gesagt den B-Lymphozyten, gebildet werden. Sozusagen die Spezialeinheit der Polizei, die hier leider auf Nahrungsmittel reagiert. Im Vergleich zu den Unverträglichkeiten, reicht hier meist eine kleine Menge aus. Die Antikörper auf bereits bekannte Erreger schwimmen frei im Blutkreislauf. Diese sind mit einem Allergietest nachweisbar. Als erste Indikation ist die Bestimmung des IgE sinnvoll. Bei echten Allergien ist ein Verzicht auf das Allergen notwendig. Grundsätzlich können allergische Symptome auch mit natürlichen Mitteln reduziert werden.
Milch ist ein gutes Beispiel für beide Formen. Es gibt Kuhmilchunverträglichkeit sowohl auf der Basis einer Allergie, als auch auf Basis eines Enzymmangels, der zu einer Verdauungsstörung führt, welche aber nichts mit einer Allergie zu tun hat. Bei der Allergie verträgt der Betroffene überhaupt keine Milch und es kommt schnell zu Beschwerden. Bei einer reinen Unverträglichkeit kann man oft noch kleine Mengen Milch zu sich nehmen.
Oftmals ist man sich der Unverträglichkeit nicht bewusst
Die Symptome sind vielfältig. Zentral ist sicher der Meteorismus und die Flatulenz. Also Blähungen ohne das Abgehen von Winden. Leibschmerz mit gespannter Bauchdecke und Druckschmerzempfindlichkeit sind die Folge, oftmals innerhalb von 90 Minuten nach einer Mahlzeit. Auch wiederholte Durchfälle, plötzliches Erröten im Gesichts- und Halsbereich oder Zungenbrennen können Hinweise sein. Die späteren Reaktionen betreffen dann wieder häufiger Hautpatienten mit Neurodermitis, perioralem Erythem (Hautentzündung im Mund), chronischer Urtikaria (Nesselausschlag), aber auch Patienten mit Migräne. Die Aufnahme der nicht verträglichen Lebensmittel verschlimmert häufig die Situation. Neurodermitis Patienten haben dann oftmals extrem trockene Haut an den betroffenen Stellen, oft sind die Hände betroffen.
Hautreaktionen besser verstehen und behandeln
Um Hautreaktionen besser verstehen zu können und damit beispielsweise bei Neurodermitispatienten die typischen trockenen Hände besser behandeln zu können, ist es notwendig die vielfältigen Einflussfaktoren zu betrachten. Dazu gehören wie Sie bereits wissen, die Nahrungsmittelunverträglichkeiten und in geringerem Grad die Allergien. Das wichtigste bei den Unverträglichkeiten ist zunächst einmal die Diagnostik. Wenn die Auslöser bekannt sind, ist es wichtig die individuelle Toleranzschwelle der jeweiligen Lebensmittel zu finden. Eine Darmsanierung gepaart mit ein paar Tipps kann zudem die Toleranzschwelle erhöhen, wenn beispielsweise die Glut-5 Transporter bei der Fruktoseintoleranz besser genutzt werden können oder zu viel Histamin produzierende Bakterien im Darm reduziert werden. Ich werde öfter nach der Diagnose gefragt, wie denn nun mit der Ernährung weiter verfahren werden soll. Hierzu vielleicht eine Buchempfehlung Fruktose-, Laktose-, Histaminintoleranz – Erste Hilfe nach der Diagnose, dass in den ersten Tagen oder Wochen nach der Diagnose helfen kann. Natürlich sind die Nahrungsmittelunverträglichkeiten nicht der einzige Faktor bei Hauterkrankungen, gehören jedoch mit in die Anamnese und Diagnostik.